Umfrage zur Sozialpolitik
Rente, Pflege, Krankenkasse: Das fordern die IG Metall-Mitglieder

Soziale Sicherheit und gerechte Finanzierung des Sozialstaats. Auf diese Forderungen können sich fast alle IG Metall-Mitglieder einigen. Eine Umfrage zeigt, was Metallerinnen und Metallern bei der Sozialpolitik besonders umtreibt.

24. Juni 202524. 6. 2025


Keine Kinderbetreuung, Sorge um die Rente, monatelanges Warten auf einen Arzttermin: Die Probleme unseres Sozialstaats sind längst bei der arbeitenden Mitte angekommen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage unter den IG Metall-Mitgliedern.

Demnach sehen 89 Prozent große Probleme beim deutschen Sozialstaat. Nur jede und jeder Zweite ist mit der persönlichen sozialen Absicherung zufrieden.

Gut ein Viertel meint, dass die eigene Rente und Altersabsicherung für ein gutes Leben im Ruhestand ausreichen werden. Gerade einmal neun Prozent gehen davon aus, im Bedarfsfall den Eigenanteil für einen Platz im Pflegeheim selbst aufbringen zu können.

Und nur 17 Prozent sagen, dass sie unter den gegenwärtigen Arbeitsbedingungen über das 67. Lebensjahr hinaus arbeiten könnten.


Schräge Debatte

Die befragten Metallerinnen und Metaller erwarten, dass der Staat sozialen Frieden sichert und Chancengerechtigkeit schafft (jeweils 96 Prozent), Leistung belohnt (95 Prozent), Schwächere und Schutzbedürftige unterstützt (93 Prozent). Sie fordern mehr und bessere statt weniger soziale Absicherung.

Beispiele: Über 90 Prozent stimmen (eher) zu, dass das Rentenniveau von 48 auf 53 Prozent erhöht werden sollte. Ebenfall über 90 Prozent sind (eher) der Meinung, dass die gesetzliche Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung ausgebaut werden sollte. Auch die Verbesserung des Elterngelds und der öffentlichen Kinderbetreuung stoßen auf große Zustimmung (fast 86 Prozent).

Diese Ergebnisse passen nicht zu den öffentlichen Debatten um die Leistungen und die Finanzierung des Sozialstaats. Unternehmerlobby und wirtschaftsnahe Politiker fordern dabei regelmäßig: Sozialleistungen kürzen, soziale Errungenschaften abbauen:

Und die Forderung nach einem noch höheren Rentenalter bringen Wirtschaftsverbände fast jede Woche auf den Tisch – ohne zu sagen, dass viele Unternehmen Ältere nicht beschäftigen wollen. Und dass viele Menschen auch gar nicht länger arbeiten können.


Gegen den Strom

Die IG Metall stellt sich gegen Kürzungspläne und sozialen Kahlschlag. Stattdessen fordert sie eine offensive Sozialpolitik, die Sicherheit, Teilhabe und Gerechtigkeit garantiert.

„Der Sozialstaat ist kein Ballast, sondern ein Stabilitätsanker in Zeiten des Wandels – wirtschaftlich, sozial und demokratisch“, sagt IG Metall-Sozialvorstand Hans-Jürgen Urban. „Wer den Sozialstaat schwächt, gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Gerade das Thema Gerechtigkeit treibt viele IG Metall-Mitglieder um. In der Umfrage sprachen sich 98 Prozent dafür aus, alle Berufsgruppen in die Sozialversicherung einzubeziehen. Also zum Beispiel Beamte oder Selbstständige in die gesetzliche Rentenversicherung aufzunehmen. Oder eine Bürgerversicherung für die Gesundheitsversorgung einzuführen.

Eine große Mehrheit will hohe Einkommen und Vermögen stärker an der Finanzierung des Sozialstaats beteiligen (87 Prozent).

Fast zwei Drittel (62 %) würden auch höhere Sozialabgaben oder Steuern akzeptieren, wenn es dafür bessere Leistungen gäbe.

Und klar ist nicht zuletzt: Auch die Arbeitgeber müssen sich angemessen an der Finanzierung des Sozialstaats beteiligen – durch verlässliche und paritätisch finanzierte Sozialbeiträge.

Hintergrund: Die Umfrage ist Teil der aktuellen Sozialstaatsoffensive der IG Metall.

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